Ich bin neuen Internetangeboten eigentlich immer recht aufgeschlossen, bei manchen Dingen weiß ich aber noch nicht, was ich davon halten soll. Das Angebot, für Verbraucher Einkäufe und Rezepte zusammenzustellen gibts ja in Großstädten schon einige Zeit. Die logische Folge davon sind Anbieter, die das im Internet zusammenstellen und nach Hause liefern, samt Rezept. Zum Beispiel dieser hier: HelloFresh.
Klingt zunächst einmal sinnvoll, für gestresste Singles zum Beispiel mit einem 12-Stunden-Arbeitstag.
Der Anbieter verspricht „Frische Zutaten, saisonale Produkte, ein hoher Anteil an Bio-Produkten, von Ernährungsberatern sorgfältig ausgesuchte Rezepte”. Das ist quasi nur noch einen Schritt davon entfernt, sich zuhause bekochen zu lassen. Und mit den obigen Stichworten frisch, saisonal, bio trifft man meiner Einschätzung nach das schlechte Gewissen jeden Verbrauchers: „Wenn die das so machen, dann wird das schon stimmen”.
Die nach Hause geschwappte Servicewelle überzeugt mich allerdings nicht ganz: Zuhause sollte man für einen rudimentären Einkauf (einmal die Woche?) vielleicht schon Zeit haben. Und lokal einkaufen ist dann meiner Einschätzung immer noch ein Tick besser, als regional von einem Großkunden einkaufen zu lassen. Außer dem Komfort der Verbraucher soll das Angebot noch einem anderen Aspekt ganz dienlich sein (laut Eigenwerbung): Es soll helfen, die Verschwendung von Lebensmitteln einzugrenzen. Und das ist in der tat wohl ein Kriterium, das man am besten von außen beeinflussen kann. Jemand der Produkte für einen festen Betrag ins Haus liefert wird das wohl eher so gestalten, dass keine großen „Überschüsse” anfallen, die dem Kunden nichts bringen und den Gewinn des Unternehmers schmälern.
Während dieses Angebot aber generell wohl eher an der Bequemlichkeit der Privatkunden ausgerichtet ist, gibts (auch von diesem Anbieter) aber noch andere, pfiffige Lösungen. Zum Beispiel die Geschäftsidee, Firmen mit frischem Obst aus der Region zu versorgen, dass diese dann den Mitarbeitern – meistens kostenlos – zur Verfügung stellen. Das ist weniger ein Ersatz (welche Firma kann das schon leisten) als ein zusätzliches Angebot. Und wer schon mal beobachtet hat, wie Angestellte und Arbeiter in den Pausen zu Back-Shops und in Metzgereien strömen, der kann die Alternative von kostenlos angebotenem frischem Obst schon ganz sinnvoll finden.
Auf jeden Fall kommt so – durch die Hintertür – ein Service auf, der seit Jahren diskutiert wurde und nie wirklich Fuß fassen konnte: Der Online-Einkauf von Lebensmitteln im nächsten Supermarkt mit Bring-Service. Daran haben sich auch etliche große Unternehmen die Zähne ausgebissen. Letztlich, so habe ich den Eindruck, wollten die Verbraucher für Lebensmittel einfach nicht mehr bezahlen als im Supermarkt oder beim Discounter – Service hin oder her.
Der Zusatznutzen Rezept und Koordination dagegen scheint gut anzukommen. Beim obigen Anbieter ist man mit zwei Gerichten an fünf Tagen in einer Box mit knapp 50 Euro dabei – das bekommen viele Zwei-Personen-Haushalte mit individuellem Einkauf auch nicht preisgünstiger hin.
Die ARD hat vor einiger Zeit Anbieter getestet und auch die Preise verglichen. Die Ergebnisse kann man hier nachlesen.