Hannes Weber: Lust auf Backen

Lust auf BackenLust auf Backen Fernsehköche sind ja so ein eigenes Ding. Man fragt sich bei vielen Rezepten oft: Wirkt das alles auch ohne die Persönlichkeit auf dem Bildschirm? Beim Backen und bei Hannes Weber ist es so: Grundsolide Hausmannskost, oftmals mit einem individuellen Kniff, einfach und sympathisch präsentiert. Auch wer die SWR-Sendung nicht verfolgt, merkt im Buch rasch, dass hier ein Profi bäckt, der nicht nur Spass am Backen sondern auch am Vorführen hat.

Die Rezepte haben alle einen eigenen Dreh, sind aber nicht exotisch. Die Anleitungen sind gut und gründlich. Und für die Aufmachung gilt das vorhin schon Gesagte: solide Hausmannskost, ansprechend aufgemacht ohne Schnickschnack. Die Rezepte sind sortiert nach den verschiedenen Teigarten, so dass man sich anhand seiner Erfahrungen oder seiner Experimentierfreudigkeit durcharbeiten kann. Brot und Brötchen sind genauso vertreten wie Kuchen und Törtchen. Und dank des praxisnahen Ansatzes spricht auch nichts dagegen, neben der Gin-Lemon-Torte auch einen einfachen Aprikosen-Blechkuchen mit aufzunehmen.

Für 25 Euro erhält man mit diesem GU-Buch einen Klassiker, aus dem man in einigen Jahren wahrscheinlich noch immer einige Lieblingsrezepte nachbacken wird.

Nigel Slater: Das Küchentagebuch

Nigel Slater: Das KüchentagebuchNigel Slater: Das Küchentagebuch Gleich vorneweg: Ich mag die Art, wie Nigel Slater seine Rezepte zusammenstellt und wie er kocht. Ich war mir nicht sicher, als ich zum ersten Mal ein Koch-Video von ihm entdeckte, ob ich das sehen wollte. Nach meinen Vorstellungen hatte er eine sehr praktisch, ganz unaufgeregte Art zu kochen und würde sich dadurch von den telegenen Fernseh-Köchen wie Jamie Oliver ziemlich unterscheiden. Ich war dann ziemlich beruhigt, als sich dieses Bild bestätigte.

Seine Kochbücher haben in England fast Kult-Status, wirken aber gemessen am Schicki-Micke-Markt der Kochbücher ebenfalls sehr realistisch. Nachdem ich mir die Ausgaben von Tender. Gemüse und Tender | Obst: Vom Apfel bis zur Weintraube nicht gekauft hatte, hat dieses wieder das Zeug, um als Küchenklassiker in meinem Regal alt zu werden.

Wie bei allen guten Kochbüchern ist es auch hier nicht nur die Auswahl der Rezepte oder die optische Gestaltung. Es sind die Geschichten, die dahinter stehen und die einen schon beim Durchblättern fesseln. Den Anspruch, wirklich alle 250 Rezepte in einem Jahr nachzukochen werden wohl nur sehr ambitionierte Köche haben. Für alle anderen ist es ein Buch, das man erst einmal in Ruhe lesen kann, bevor man sich dann alltagstaugliche Rezepte nach eigenem Geschmack herauspickt.

Wer öfters englische Köche und ihre Rezepte verfolgt, der hat sich an die Eigenheiten der feinen britischen Küche (Chutneys u.ä.) ja schon gewöhnt. Am verlockendsten finde ich dann immer altbekannte und bewährte Rezepte, die mit einem neuen Kniff versehen werden. Die ganze Aufmachung des Buches ist eher zurückhaltend, aber mit guten Fotos illustriert. Wie die meisten Slater-Bücher ist es mit fast 40 Euro nicht billig, die Entscheidung fällt man daher am besten beim ersten Durchblättern – wenn man noch kein Slater-Fan ist.

Slow Food Genussführer 2015

Slow Food Genussführer 2015Slow Food Genussführer Deutschland 2015 Wieviele wird es noch geben: Genuss- und Weinführer scheinen guten Absatz zu finden bei uns. Die Platzhirsche bewähren sich seit langem, immer wieder kommen neue Führer dazu. Dieser hat sich mit seiner ersten Ausgabe im Vorjahr offenkundig schon bewährt: Der Slow Food Genussführer 2015 erscheint nunmehr zum zweiten Mal.

Die prominenten Kollegen von Gault Millau und Michelin widmen sich eher der elitären Spitzengastronomie, der Genussführer hat – nach Slow Food Manier – das Große und Ganze im Blick: regionaltypisch und nachhaltig soll das Angebot sein, es geht um nichts weniger als „das Herz der kulinarischen Identität Deutschlands”, das nach Ansicht von Slow Food Grüner Carlo Petrini in den regionaltypischen Gasthäusern liege.

In der zweiten Ausgabe wurden 126 neue Lokale aufgenommen, die alle sehr detailliert beschrieben sind. 18 bayrische Braustüberl und 8 brandenburgische Fischrestaurants bilden Spezialkapitel. Insgesamt werden nach Bundesländern sortiert mehr als 400 Betriebe vorgestellt, in denen mehr als 100 Autorinnen und Autoren sich vor Ort ein Bild gemacht haben.

Auf die allzu kritische Betrachtungen eines Feinschmeckers verzichtet man denn auch gerne: Ob der Hummer auf den Punkt gegart ist oder die Sauce auch das kleinste Aroma-Detail widerspiegelt, darauf wird hier nicht eingegangen. Statt dessen erfährt man mehr über die Geschichte der Betriebe, wie sie arbeiten und warum sie das so tun. Beschrieben – aber nicht bewertet – werden auch die Gerichte, die den regionaltypischen Schwerpunkt der jeweiligen Einrichtung darstellen. Und Tipps für besondere Zulieferer gibts quasi gratis, von der kleinen Brauerei in der Nachbarschaft bis zum Ziegenkäsehof im nächsten Ort.

Damit dürfte der Slow Food Genussführer seine Nische im Bereich der Gastroführer gefunden haben und auch in den kommenden Jahren noch kräftig ausbauen. Der Nutzwert für den interessierten Verbraucher ist recht hoch. Wie bei jedem Gastro-Führer muss die Erfahrung der Kunden in den nächsten Jahren darüber entscheiden, ob das Urteil der Autoren (die ja keine Tester sind) auch dem Geschmack der Verbraucher gerecht wird. Die Investition von knapp 20 Euro für die gebundene Ausgabe (eine Kindle-Version ist ebenfalls erhältlich) dürfte sich nach wenigen zufriedenstellenden Gastro-Besuchen gelohnt haben.

Sehr gut haltbar machen – Einkochen, Einlegen, Konservieren

sehr gut haltbar machenSehr gut haltbar machen: Einkochen, Einlegen, Konservieren Dieses Buch bekommt mein persönliches Test-Siegel „sehr gut”. Eigentlich wollte ich das hier gar nicht mehr vorstellen, weil es nun doch schon älter ist (erschienen 2011). Aber wenn man es jedes Jahr aufs Neue in die Hand nimmt, immer wieder gute Rezepte findet und alles funktioniert so, wie es soll, dann freut man sich doch immer wieder über die sinnvolle Anschaffung (knapp 20 Euro).

Gegliedert ist das Buch in einige grundlegende Themen wie konservieren, sterilisieren, heißeinfüllen, einfrieren, einlegen, verzuckern und kandieren, Milchsäuregärung und trocknen. Und dann natürlich Kapitel über die Produkte und Rezepte. Manches davon geht blitzschnell (einfrieren, heiß einlegen), anderes erfordert mehr Vorbereitung und Verarbeitung (Milchsäuregärung).

Das Spektrum reicht von eingekochtem Obst und Gemüse über Gelee und Marmelade bis zu Ketchup und Pesto: Für jede Jahreszeit, jede Vorliebe und jede Fähigkeit ist etwas dabei. Die Rezepte treffen die richtige Balance von altbekannten Klassikern bis hin zu fortgeschrittenen, abwechslungsreicheren Varianten. So kann man das Buch und seine Rezepte jedes Jahr wieder neu entdecken.

Obwohl ich bei Kochbüchern sehr auf eine gute Bebilderung Wert lege, ist diese bei diesem Buch eher sparsam geraten – und es stört mich überhaupt nicht. Würzöle sehen immer aus wie Würzöle, wegen der Nuancen brauche ich nicht jedes Mal ein neues Bild, wie das bei anderen Speisen wünschenswert ist. Die grafische Aufmachung ist trotzdem sehr ansprechend und gut bebildert.

Das ausgerechnet die Stiftung Warentest eine Art „Kochbuch” herausgibt, macht in meinen Augen übrigens durchaus Sinn: Eine Hauptaufgabe vieler Verbraucherschützer besteht ja schon seit einiger Zeit darin, aufzudecken, was in den Lebensmitteln drin ist. Wobei aufdecken auch bedeuten kann: Leute, lasst mal das Kleingedruckte auf den Produktetiketten.

Bei diesen Rezepten ist die Zutatenliste sehr überschaubar und immer sehr „sauber”: Grundnahrungsmittel, Obst und Gemüse, Zucker und Salz und ein paar Gewürze. Das „kritischste” was man da entdecken kann ist wahrscheinlich Sojasauce aus dem Asialaden (habe ich nach langem Suchen nach industriellen Zutaten bei einem Rezept entdeckt).

Raritäten von der Weide

Raritäten von der WeideRaritäten von der Weide: 66 Nutztiere, die Sie kennenlernen sollten, bevor sie aussterben Er schaut einen schon sehr erwartungsvoll an, der Schafbock auf dem Buch-Cover: „Tu was”, scheint er zu sagen. Schließlich mahnt der Untertitel des Buches: „66 Nutztiere, die Sie kennenlernen sollten, bevor sie aussterben.”

So dramatisch, emotional und farbenfroh geht es im Buch-Inneren dann nicht weiter: Der Autor Jens Mecklenburg hält sich an Zahlen und Fakten und einige mahnende Worte, der Verlag dokumentiert in Schwarz-Weiß mit wenigen Abbildungen.

Und dennoch geht einem das Thema zu Herzen. Mecklenburg beschreibt, wie immer mehr Nutztierrassen bei uns verschwinden und warum: weil sie nicht zur zunehmend industriell ausgerichteten Landwirtschaft passen – von Tierhaltung gar nicht zu reden. Immer kürzer wird die Zeitspanne, in der ein Tier zur Schlachtreife gelangen muss. Immer geringer wird der Platz, den ihm die Menschen beim Aufwachsen zur Verfügung stellen.

Mecklenburg hat gründlich recherchiert und beschreibt vom Angler Rind bis zur Cröllwitzer Pute die Tiere mit ihren Eigenarten: Welche Rolle sie früher gespielt haben, wie sich die Bedingungen geändert haben und wie der Bestand heute ist. Auf 25 Seiten am Schluss des Buches gibt es noch nützliche Adressen, zum Beispiel wo diese Tierrassen heute noch erhältlich sind.

Nun könnte man das als exotische Literatur für Spezialisten abtun. Aber die Bedingungen, die Mecklenburg beschreibt, kennen wir alle. Und wir unterstützen sie durch unser Einkaufsverhalten. Und da so ziemlich aus jeder Region Nutztiere beschrieben werden, stößt sicher auch jeder Verbraucher irgendwann mal bei sich zuhause auf Berichte, wo und wie noch Tiere dieser Art gehalten werden – oder eben nicht mehr. Also liest man interessiert, was die Eigenarten des federfüssigen Zwerghuhns sind, warum die weiße gehörnte Heidschnucke stets im Schatten anderer Schafrassen stand und welch multikulturellen Hintergrund das Schwäbisch-Hällische Schwein hat.

Laune machen dem Leser die praktischen Hinweise: Warum das Fleisch des Schwäbisch-Hällischen Schweines besonders lecker ist. Man erfährt, dass hier (wie fast immer irgendwo) störrische Bauern gegen den Trend rebellierten und dass dieses markante schwarz-rosa Borstenvieh heute wieder zum Aushängeschild einer ganzen Region geworden ist.

Und weil im Anhang zu jeder Sorte auch Züchter und Erzeuger mit Adressen und Internetadressen aufgelistet sind, liegt die Möglichkeit, etwas zum Erhalt der Artenvielfalt beizutragen, manchmal nur einen Mausklick entfernt.

Einige der selten gewordenen Nutztierarten haben den Sprung zum Art-Erhalt scheinbar schon geschafft: So erfreuen sich zum Beispiel Galloway-Rinder und Angusrind, das Mangalitza-Wollschwein und das Schwäbisch-Hällische Schwein heute wieder reger Nachfrage.

Raritäten von der Weide

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Über mich

Joachim Ott (joachimott.de) ist der Testschmecker. Journalist, Fotograf und Filmemacher. Geboren in Schwaben, lebt in Baden. Ständig auf der Suche nach guten Lebensmitteln.

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