Nicht jeder findet Bücher toll, die sich auf einen aktuellen Fernseh-Erfolg beziehen. Dieses hier aber kann man durchaus empfehlen: Die Essensvernichter: Taste the Waste – Warum die Hälfte aller Lebensmittel im Müll landet und wer dafür verantwortlich ist
Im Oktober 2010 lief im deutschen Fernsehen – und danach in 12 weiteren Ländern – der Film “Frisch auf den Müll” von Valentin Thurn. Er bescherte der ARD eine Rekordquote. Im von den Autoren Thurn und Kreutzberger verfassten Buch und dem Kinofilm “Taste The Waste” wird ein eigentlich eher unappetitliches Thema aufgegriffen – und stößt dennoch auf riesiges Interesse.
Rund die Hälfte unserer Lebensmittel – bis zu 20 Millionen Tonnen allein in Deutschland – landet im Müll. Das meiste schon auf dem Weg vom Acker in den Laden, bevor es überhaupt unseren Esstisch erreicht: jeder zweite Kopfsalat, jede zweite Kartoffel und jedes fünfte Brot.
Die Ursachen liegen indes eher weniger bei der bösen Industrie als beim wählerischen verbraucher: Alles soll jederzeit verfügbar sein, Supermärkte bieten durchgehend die ganze Warenpalette an, bis spät in den Abend hat das Brot in den Regalen frisch zu sein. Und alles muss perfekt aussehen: Ein welkes Salatblatt, eine Delle im Apfel – sofort wird die Ware aussortiert. Die Zeche zahlt der Verbraucher, der Handel hat den Ausschuss längst eingepreist.
Der Wunsch der Konsumenten, über alles jederzeit verfügen zu können, verschärft den weltweiten Hunger. Würden wir weniger wegwerfen fielen die Weltmarktpreise und es stünde genug für die Hungrigen der Welt zur Verfügung. Dem Skandal der Lebensmittelvernichtung – der in hohem Maß auch zum Klimawandel beiträgt – ist auf internationaler, aber auch auf individueller Ebene zu begegnen. Das Buch enthält viele Anregungen, wie jeder Einzelne umsteuern kann: durch regionale Einkaufs gemeinschaften etwa, die Bauern und Kunden direkt zusammenbringen, oder eine gesunde Küche, die sich auf das Verarbeiten von Resten versteht. Aber auch durch Verbraucherdruck auf Supermärkte, Waren kurz vor Ablauf billiger zu verkaufen oder zu verschenken.
Auf 336 Seiten kann man sich über die Thematik schlau machen und vieles nachlesen, was man aus dem Film vielleicht nicht mehr präsent hat (wenn man ihn denn gesehen hat). Die 16,99 Euro fürs Buch sind freilich erst ein Anfang: Nachdenken übers eigenes Einkaufsverhalten und evt. die Konsequenzen daraus sind vielleicht schmerzhafter.
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