Video „Joghurt selbst machen” im Testschmecker-Kanal bei Youtube
Joghurt selbst zu machen ist keine große Sache: Man braucht genau zwei Zutaten und einige Dinge, die man garantiert schon in seiner Küche findet. Wenn man Bio-Milch und Bio-Natur-Joghurt zum Ansetzen verwendet, dann weiß man auch genau was drin ist – bzw. was eben nicht drin ist: Keine Zusatzstoffe, Farbstoffe, keine Konservierungsstoffe. Die Kehrseite der Medaille: Man muss ein paar Minuten seiner kostbaren Zeit in der Küche opfern. Und der selbst gemachte Bio-Joghurt schmeckt vielleicht nicht ganz genauso, wie der gekaufte aus dem Supermarkt.
Joghurt selbst zu machen, das ist eigentlich ein Thema, das mit dem Aufkommen der alternativen Bewegung aktuell wurde: Möglichst autark und unabhängig leben, zurück zu den Wurzeln. Doch auch nach der Zeit von Latzhosen und Jute-Taschen hat der selbst gemachte Joghurt seine Berechtigung. Auch wenn es noch immer kein allzu cooles und trendiges Thema ist.
Der beste Grund dafür, Joghurt selbst zu machen liegt auf der Hand: Es ist wirklich sehr einfach, einmal von industriell hergestellten Lebensmitteln wegzukommen. Das gilt zumindest teilweise, denn die Grundlagen muss man natürlich immer noch einkaufen. Und in Zeiten, in denen sensible Verbraucher aufgerüttelt werden, weil der Rohstoff Milch durch halb Europa gekarrt wird für die einzelnen Verarbeitungsschritte hat das Zuhause-selber-machen natürlich auch Charme.
Was braucht man also genau zum selber machen von Joghurt?
Es ist so simpel, Joghurt seler zu machen: Für die ersten Schritte genügen ein Liter Bio-Milch, etwa 150 Gramm Bio-Joghurt, ein Kochtopf, ein Rührbesen und – hier wirds für ganz rudimentär ausgestattete Haushalte etwas knifflig – ein Thermometer. Wer ein Backofen-Thermometer besitzt, der kommt damit aus. Dann brauchts nur noch 4 bis 6 kleinere Gläschen für den fertigen selbst gemachten Joghurt, Fassungsvermögen etwa 150 bis 200 Gramm, möglichst mit Schraubverschluss.
Und wie geht das Joghurt machen nun genau?
Die Milch kommt in einen ausreichend großen Topf und wird erhitzt. Verwendet mal H-Milch, die ja bereits hoch erhitzt wurde, dann genügt es, die Milch auf etwa 45 Grad zu erhitzen. Verwendet man normale Milch bzw. Bio-Milch, dann wird empfohlen, die Milch unter Rühren kurz bis auf eta 90 Grad zu erhitzen. Das Rühren ist nicht ganz unwichtig, damit die Milch nicht am Boden anbrennt. (Und: Damit man nicht vom Herd wegläuft um eben noch was anderes zu erledigen…)
Ist die Milch auf etwa 90 Grad erhitzt, was relativ schnell geht, kommt der langweilige Teil: Zum Abkühlen auf 45 Grad muss die Milch wieder gerührt werden. Und Abkühlen dauert halt etwas länger, als das Erhitzen. Bei etwa 45 Grad macht man die vorbereitete Menge von etwa 150 Gramm Bio-Joghurt ins Glas und rührt solange, bis sich alles gut vermischt hat.
Et voila, das wars schon fast. Die Milch-Joghurt-Misch kommt nun in die bereit stehenden kleinen Gläschen, wob ein Trichter ganz hilfreich sein kann. Oder ein Krug, damit das Ausgießen kleckerfrei erfolgt.
Die Warmhalte-Techniken
Dann soll die Milch-Joghurt-Mischung für etwa 8 Stunden warm gehalten werden. Das war der Grund, warum schon vor Jahren sogenannten Joghurtbereiter unters Volk gebracht wurden: Kleine Behälter mit einem Deckel, die schwach beheizt werden, damit die darin stehenden Gläser die Temperatur halten.
Inzwischen haben sich die Joghurt-Macher mehrere Alternativen ausgedacht, die ohne ein weiteres Küchengerät auskommen. Mein Favorit ist Backofen-Methode, die in meinem Fall sogar in der Anleitung des Backofen-Herstellers empfohlen wird. Dazu schaltet man den Backofen für kurze Zeit und heizt auf etwa 50 bis Grad auf. Der Backofen zeigt ja an, wann das erledigt ist.
Dann werden die gefüllten Gläschen in den warmen Backofen gestellt, einfach auf den Boden. Der Backofen wird ausgeschaltet, nur die Backofenbeleuchtung soll angeschaltet bleiben (was ja bei allem Modellen separat möglich ist). Bequemerweise stellt man am besten auch gleich die Uhr am Backofen auf 8 Stunden.
Danach kommen die Gläser zum Abkühlen raus und wenn sie Raumtemperatur haben, stellt man sie in den Kühlschrank.
Die Alternativen zu dieser Methode
Findige Geister haben sich einige Variationen zum Thema Joghurt-Bereitung ohne weitere Hilfsmittel einfallen lassen. So gibt es den Tipp, die warme Milch-Joghurt-masse in einen großen Thermosbehälter zu füllen. Am besten eine 1-Liter-Flasche, die ganz voll gemacht wird. Bei mir hat das nicht so gut geklappt, ich vermute, der Joghurt hat dann wohl zu viel Wärme mitbekommen.
Eine weitere Variante besteht darin, die Milch-Joghurt-Menge in ein großes Einmachglas zu füllen (ebenfalls wieder möglichst randvoll) und dieses Glas in ein Küchentuch eingewickelt auf die Heizuuing zu legen. Mal abgesehen davon, dass das nur im Winter funktioniert und da auch ganz unterschiedliche Temperaturen rauskommen: Beide Methoden haben wohl einen gemeinsamen Mangel.
Die Herstellung von einer größeren Menge Joghurt ist wohl nicht so effektiv, wie die Nutzung mehrerer kleinerer Behälter. Die Bakterien, die für die Joghurt-Entwicklung verantwortlich sind, breiten sich wohl in einem großen Gefäß nicht so gut aus. Deswegen bin ich zur Backofen-Methode mit kleineren Gläschen zurückgekehrt.
Und schmeckts jetzt genauso wie beim gekauften?
Dazu sagen muss man freilich noch, dass der selbst gemachte Joghurt – unabhängig vom Ausgangsprodukt – nicht ganz dasselbe wie der gekaufte Joghurt ist: Zum einen finde ich, dass der selbst gemachte etwas säuerlicher schmeckt als das Ausgangspunkt. Das ist wirklich nur eine Nuance und in der ganzen Palette der erhältlichen Joghurts gibts ja auch im Handel welche, die eher säuerlich und andere die eher mild schmecken.
Außerdem ist die Konsistenz bei meinen Joghurts zumindest nicht ganz so geschmeidig, wie bei den gekauften Joghurts. Zwar ist der Joghurt beim herausnehmen stichfest wie gekaufter Joghurt. Aber beim Herausnehmen merkt man zumindest bei meinen Joghurts, dass es keine so sahnige, geschmeidige Masse ist.
Vielleicht wird das durch heftigeres Rühren anders. Für mich spielt es keine Rolle, da ich meinen Joghurt nicht einfach aus dem Glas löffele, sondern mir damit ein Müsli anmache, möglichst mit etwas Fruchtigem und etwas Crunch.
Einen Versuch ist das selber machen von Joghurt also allemal wert. Schon alleine dafür, dass man mal erfahren hat, wie das genau geht und was mindestens drin sein muss (nämlich eigentlich nix als Milch und Joghurt). Und man kann damit auch in „Notfällen” seinen letzten Joghurt dazu benutzen, die Menge auf wundersame Weise zu vermehren, ohne Einkaufen zu gehen (wann auch immer das ein Argument sein kann).
Kann man die Ausrüstung verbessern?
Die Joghurtbereiter, die es im Handel gibt, will ich niemandem ausreden: Wer genügend Platz in der Küche hat (ist bei mir nicht der Fall) oder wer so begeistert ist, dass er das öfters machen und verfeinern will, der findet bei den üblichen Quellen eine große Auswahl.
Und wem das Backofen-Thermometer zu ungenau ist, der kann sich nach anderen Thermometern umschauen (kann dann aber halt nicht erst loslegen, wenn er eingekauft hat). Es gibt viele digitale Thermometer, die für den Zweck vielleicht auch etwas oversized wirken (für unter 10 €), und es gibt sogar spezielle Joghurt-Thermometer (ebenfalls unter 10 €). Das Backofen-Thermometer deckt aber den Temperaturbereich gut ab und ist das wohl universellste Thermometer in der Küche.
Beispiele:
Severin JG 3519 Joghurt-Fix (14 Portionsgläser Ø ca. 150 ml), weiß (affiliate-Link)
IPOW Digital LCD Haushaltsthermometer(Schwarz) (Affiliate-Link)
Joghurtthermometer Analog Quecksilberfrei A8ffiliate-Link)
Sunartis 1-5009 T720DH Backofenthermometer mit Angabe der Niedergar-, Back- und Brattemperatur (Affiliate Link)
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