Kann man mit Food-Blogs Geld verdienen?

Kann man mit Food-Blogs Geld verdienen?

[Beispiel: Das Food-Blog Simply Recipes wurde von Elise Bauer 2003 ins Leben gerufen. Es gilt heute als „the highest indexing cooking site for women aged 21-49”.]

Als Leser von Food-Blogs hat man diesen Aspekt sicher nicht ständig vor Augen. Aber diejenigen, die tagtäglich ihre Blogposts verfassen und schöne Bilder dazu stellen, die liebäugeln mit der Kommerzialisierung ihres Blogs. Es gibt die verschiedensten Varianten, aus einem Blog Geld zu ziehen. Und etliche Varianten sind auch interessant für all diejenigen, die regelmäßig auf ihren ausgewählten Food-Blogs mitlesen. Kann man allen Tipps und Empfehlungen trauen oder stecken schon hinter den Tipps finanzielle Interessen dahinter?

Geld verdienen mit Food Blogs

Eines der gravierendsten Beispiele für Kommerzialisierung ist sicher der Verkauf des Food-Blogs “simply recipes”. Elise Bauer Sells Simply Recipes Food Blog – Dianne Jacob, Will Write For Food. In diesem Beitrag wird zwar keine Zahl genannt, aber man kann nachvollziehen, welcher Wert hinter dieser Arbeit steckt. Beeindruckend ist auch, dass die Bloggerin es so clever angestellt hat. Sie erzielt einen Erlös und arbeitet weiterhin an ihrem Projekt und ist an der Wertentwicklung beteiligt.

[Nur am Rande ein paar Zahlen: Rund 1 Million Facebook-Follower, 185.000 bei Pinterest, 82.000 bei Twitter und 30.000 bei Instagram. Das sind schon eine Menge Menschen, die man da erreicht. Und es ist eine Menge professioneller Arbeit mit einem Team, die dahinter steckt.]

Diese Art der Kommerzialisierung ist den meisten Lesern wahrscheinlich ziemlich egal: Wer da schreibt und ob er oder sie jetzt Geld dafür bekommt, monatlich als Gehalt oder / und einmalig beim Verkauf des Blogs ist erstmal zweitrangig.

Da über das Mitlesen in einem Blog aber immer auch eine Vertrauensbildung erfolgt, sind kommerzielle Aspekte nicht allen Lesern egal. Einige Aspekte, die Blogger und Leser berücksichtigen sollten.

Anzeigen und Affiliate-Links

Anzeigen nerven die Leser vielleicht, je nachdem wie sie gestaltet und in die Website eingebunden sind. Aber sie sind die “ehrlichste” Methode, aus einem Blog auch einen (meist recht schmalen) Erlös zu erzielen. Die Werbetreibenden suchen sich ihre Websites und Blogs manchmal direkt selbst aus. Oder sie geben bei einer Werbeplattform mit den entsprechenden Angaben auch einen Betrag ein, den sie zu zahlen gewillt sind. Ist der Betrag aufgebraucht, wird auch keine Werbung mehr eingeblendet.

In den Blogs erscheinen meist eher unauffällige Textanzeigen, oft in der Seitenleiste, wo sie nicht weiter stören. Eine Lösung, mit der sicher beide Seiten gut leben können, die aber nicht viel abwirft. Der Blogger liest irgendwann, Monate später, dass eine Werbung zigtausend Male eingeblendet wurde. Hängen geblieben ist oft nur ein zweistelliger Euro-Betrag. Reicht für einen Kaffee, vielleicht auch noch ein Stück Kuchen.

Unauffälliger sind Affiliate-Links. Das sind Links, wo man die vorgestellten Produkte kaufen kann. Der Food-Blogger, der den Link legt, bekommt lediglich eine kleine Provision. Der Preis ist für den Kunden immer gleich – mit oder ohne Affiliate-Link. Da das Suchen nach Produkten in der Regel etwas aufwändiger ist ohne die Links, kann man das auch als Service sehen. Wenn nicht, kann man es als Leser auch einfacher ignorieren als Werbung.

“Produktrezensionen”

Der nächste Schritt, den viele Blogger gehen, ist eine Produktrezension. Man erbittet von einem Hersteller ein Produkt und verspricht, es im Blog vorzustellen. Wenn es kein teures Produkt ist, darf man es vielleicht behalten. Wer so etwas als Blogger auf Dauer betreiben möchte, der wird sich leicht ausrechnen, dass künftige Kooperationen eher schwierig werden, wenn man jetzt einen Verriss schreibt. Man kann es “vorauseilenden Gehorsam” nennen, aber die meisten Produktrezensionen fallen sehr positiv aus.

Die Blogger begründen dies natürlich damit, dass sie von vorneherein Produkte auswählen, die sie gut finden. Das ist auch sinnvoll und leicht nachvollziehbar. Aus dem Journalismus kennt man das Phänomen, dass auch Profis anfällig sind für „weichgespülte” Rezensionen. Wer kritisch schreibt, der muss damit rechnen, dass er keine Rezensionsprodukte mehr bekommt. Oder böse Anrufe vom Hersteller erhält, wenn nicht sogar Klage-Androhungen.

Sogenannte gesponsorte Beiträge und Partnerschaften

Der Sinn einer Sponsorenschaft wird hier meistens etwas verzerrt. Oftmals sind es einfach bezahlte Werbe-Einträge. Es gibt (meist größere) Unternehmen und Konzerne, die in solchen Partnerschaften beispielsweise eine bezahlte Anzeige damit verknüpfen, dass man regelmäßig Pressemitteilungen schickt. Die darf dann schon auch mal kritisch überarbeitet und gekürzt werden dürfen. Hauptsache sie erscheint und ist kein Verriss. Damit hat man eine klare Trennung von Werbung und Redaktion.

Andere Unternehmensvertreter sprechen deutlichere Worte. Geld oder Waren gibts dann nur gegen eine positive Beschreibung.

Bezahlte Werbe-Artikel

Diese Anfragen bekommt jeder Blogger ziemlich häufig. Ein Werbe-Unternehmen zahlt einen (meist sehr geringen) Betrag dafür, dass man auf seiner Website einen fertigen Artikel mit Bildern und Link zum Hersteller veröffentlicht. So etwas muss als Werbung gekennzeichnet werden, ist aber ein normaler Post in einem normalen Blog. Also etwas, dem die Leser von vorneherein erst einmal Vertrauen entgegen bringen. Der Text kommt aber oft gar nicht vom Blogger.

Werbung in eigener Sache

Auch das ist natürlich Werbung. Oftmals wünscht sich der Blogger, dass sich seine Leser zum Newsletter anmelden. Als Belohnung gibts einen kostenlosen Download, von etwas, das nützlich sein sollte. Manchmal versucht man auch direkt ein E-Book auf diesem Weg zu verkaufen. Auch hier gilt, dass man als Leser durchaus Verständnis für die Notwendigkeit der Finanzierung aufbringen kann. Aber die Methode ist manchmal etwas aufdringlich. Wenn zum Beispiel nach dem Lesen der ersten Zeilen schon ein Fenster mit der Aufforderung zur Anmeldung aufploppt. Dann muss man vor dem Weiterlesen erst einmal ausprobieren, wie man dieses Fenster wieder schließen kann (hier sind die Entwickler einfallsreich). Dann nervt die Methode mehr als das Anliegen.

Blog-Verkauf

Hat man lange Zeit viel Arbeit und Herzblut in sein Blog und seine Artikel gesteckt, dann hat man vielleicht eine große und treue Anhängerschaft. Das lässt sich ja auch in statistische Zahlen fassen. Sind die Zahlen gut, kann man entweder den Namen des Blogs oder das ganze Blog samt Konzept und Design zu Geld machen. Alleine der richtige Domainnamen kann da schon eine Menge Geld bringen.

Die Zahl der deutschsprachigen Blogs, die dafür in Frage kommen, ist eher gering. Das hat mit der Reichweite zu tun, die natürlich im englischsprachigen Raum wesentlich höher ist.

Die Lesefrage: Wie halte ichs nun mit meinen Blogs?

Letztlich wird das jeder nach eigenem Geschmack und Sympathien für den / die Schreibende(n) entscheiden. Die oft kritisierte einfache Werbung oder Affiliate-Links sollten aber immer den kleinsten Einfluss haben. Denn das ist meiner Ansicht nach die offenste Art der Werbung, die man als Leser auch am einfachsten ausblenden kann.

Beschreibt jemand nur Produkte eines bestimmten Herstellers, veröffentlicht er regelmäßige bezahlte Werbe-Beiträge oder entdeckt man auf solchen Seiten laufend Pressemitteilungen, die als eigener Bericht daher kommen, sollte man als Leser nachdenklich werden.

Je professioneller Websites und Blogs werden (und bei Food-Blogs ist die Professionaliserung unübersehbar), desto wichtiger sind Methoden, mit denen man diese Arbeit finanziert. Transparenz ist für beide Seiten immer eine gute Sache.

Wer einen Einblick bekommen möchte, wie sich Blogs refinanzieren, der kann zum Beispiel auf die Website selbständig-im-netz schauen. Dort veröffentlicht Autor Peer Wandiger nicht nur Tipps für Blogger zum Geld verdienen im Netz. Er zeigt regelmäßig auch die Einnahmen deutschsprachiger und internationaler Blogs. Die Spanne ist enorm.

Eines der beeindruckendsten Beispiel dieser kommerziellen Blogs, die richtig handfeste Einnahmen erzielen, ist die amerikanische Website pinchofyum.com. Dort wurde aus einem Food-Blog ein richtig komplexes Geschäftsmodell entwickelt. Und aus den monatlichen Zahlen lässt sich ersehen, auf wie vielen Wegen man Einnahmen erzielen kann. Auch die Gesamtsumme von einigen zigtausend Dollars pro Monat an Einnahmen spricht eine eigene Sprache.

Fazit bleibt, dass in der schier unübersehbaren Vielfalt auch deutschsprachiger Food-Blogs die allermeisten mit sehr viel Herzblut betrieben werden – und sehr ehrlich. Den meisten geht es wirklich um die Lust am Kochen und Backen und darum, andere teilhaben zu lassen. Ein paar Anzeigen sollte man als Leser dafür in Kauf nehmen.

Die Sicht der Schreibenden

Wer heute einsteigen möchte in die Food-Bloggerei, der hat soviele Möglichkeiten wie nie zuvor. Wer aber auf gute Besucherzahlen und Erlöse schielt, der hat es dagegen deutlich schwieriger als noch vor einigen Jahren. Wie schon in dem oben verlinkten Artikel beschrieben, sind die Anforderungen für diese Art des Erfolgs (der nichts mit dem persönlichen Erfolg zu tun haben muss) gestiegen. Heute geht nichts ohne Soziale Medien, erstklassige Bilder, die in verschiedenen Formaten und in verschiedenen Posts bei Facebook, Google+, Twitter und Pinterest veröffentlicht werden, gleich mehrmals sogar. Dazu kommen Kenntnisse in der Suchmaschinen-Optimierung und einiges mehr.

Meiner Ansicht nach ist aber die am meisten verbreitete Form des Food-Blogs, die reine Rezepte-Sammlung, ein Auslaufmodell. Klar liest man gerne bei vielen Food-Bloggern mit, die einen eigenen Stil haben beim Kochen und Backen, beim Schreiben und Gestalten. Aber wer heute Rezepte sucht, der sucht über alle Websites hinweg und bleibt dort hängen, wo er was passendes findet. Eine Anhängerschaft zu finden und aufzubauen wird damit immer schwieriger.

Das soll niemanden in seinem Tatendrang hindern. Bloggen macht Spass, bringt viele neue Bekanntschaften und das eigene Food-Blog kann ein großes persönliches Erlebnis und persönlicher Erfolg sein – auch mit wenigen Anhängern.