Slow Food Genussführer Deutschland 2015 Wieviele wird es noch geben: Genuss- und Weinführer scheinen guten Absatz zu finden bei uns. Die Platzhirsche bewähren sich seit langem, immer wieder kommen neue Führer dazu. Dieser hat sich mit seiner ersten Ausgabe im Vorjahr offenkundig schon bewährt: Der Slow Food Genussführer 2015 erscheint nunmehr zum zweiten Mal.
Die prominenten Kollegen von Gault Millau und Michelin widmen sich eher der elitären Spitzengastronomie, der Genussführer hat – nach Slow Food Manier – das Große und Ganze im Blick: regionaltypisch und nachhaltig soll das Angebot sein, es geht um nichts weniger als „das Herz der kulinarischen Identität Deutschlands”, das nach Ansicht von Slow Food Grüner Carlo Petrini in den regionaltypischen Gasthäusern liege.
In der zweiten Ausgabe wurden 126 neue Lokale aufgenommen, die alle sehr detailliert beschrieben sind. 18 bayrische Braustüberl und 8 brandenburgische Fischrestaurants bilden Spezialkapitel. Insgesamt werden nach Bundesländern sortiert mehr als 400 Betriebe vorgestellt, in denen mehr als 100 Autorinnen und Autoren sich vor Ort ein Bild gemacht haben.
Auf die allzu kritische Betrachtungen eines Feinschmeckers verzichtet man denn auch gerne: Ob der Hummer auf den Punkt gegart ist oder die Sauce auch das kleinste Aroma-Detail widerspiegelt, darauf wird hier nicht eingegangen. Statt dessen erfährt man mehr über die Geschichte der Betriebe, wie sie arbeiten und warum sie das so tun. Beschrieben – aber nicht bewertet – werden auch die Gerichte, die den regionaltypischen Schwerpunkt der jeweiligen Einrichtung darstellen. Und Tipps für besondere Zulieferer gibts quasi gratis, von der kleinen Brauerei in der Nachbarschaft bis zum Ziegenkäsehof im nächsten Ort.
Damit dürfte der Slow Food Genussführer seine Nische im Bereich der Gastroführer gefunden haben und auch in den kommenden Jahren noch kräftig ausbauen. Der Nutzwert für den interessierten Verbraucher ist recht hoch. Wie bei jedem Gastro-Führer muss die Erfahrung der Kunden in den nächsten Jahren darüber entscheiden, ob das Urteil der Autoren (die ja keine Tester sind) auch dem Geschmack der Verbraucher gerecht wird. Die Investition von knapp 20 Euro für die gebundene Ausgabe (eine Kindle-Version ist ebenfalls erhältlich) dürfte sich nach wenigen zufriedenstellenden Gastro-Besuchen gelohnt haben.