Wenige Hersteller bringen ihre Produkte so auf den Punkt, wie Rafael Kugel, der Vorstandsvorsitzende der RatioDrink AG: „Fruchtsaft wird meist aus Konzentrat hergestellt, dem der Abfüller Wasser hinzufügt. Das können Sie auch selbst.”
Das ist der erste Satz auf seiner Website, gleich danach folgt eine Bio-Erklärung („…nur reine Zutaten, hier Frucht und Wasser…”) und dann ein einmütiges Video, dass klar den Vorteil des Bio-Konzentrates herausstellt.
So einfach kann Marketing sein, wenn man ein gutes, sinnvolles Produkt hat.
Kugel macht mit seiner RatioDrink AG nichts anderes, als ungezählte andere Saftanbieter: „Es gibt vielleicht fünf große Konzentrathersteller, die alle den gleichen Grundstoff für ungezählte Varianten von Obstsäften liefern”, berichtet er am Telefon. Seiner Meinung nach ist das Volksverdummung: Alle liefern den gleichen Grundstoff, jeder Hersteller klebt ein anderes Etikett drauf und legt seinen eigenen Preis fest.
Auch der Namen, den er für sein Unternehmen gewählt hat beruht darauf (und hat nichts mit einem ähnlich klingenden Pharma-Unternehmen zu tun): RatioDrink meint nichts anderes, als dass seine Konzentrate aus Vernunftgründen genauso gestaltet wurden, wie sie jetzt sind. Die Bio-Saftkonzentrate gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen (Apfel klar und naturtrüb, Orange, Apfel-Johannisbeere, Apfel-Sauerkirsche, Apfel-Himbeere). Angeboten jeweils als Bag-in-Box mit drei Litern Konzentrat (übrigens werden auch konventionelle Saft-Konzentrate angeboten).
Die von mir getesteten Apfel- und Orangensaft-Konzentrate sind in Qualität und Geschmack untadelig. Die Preise sind mit 21 Euro für drei Liter Konzentrat (reicht bei einem Mischungsverhältnis 1+7 für 24 Liter Apfelsaft oder 48 Liter Apfelsaftschorle) recht günstig, das Orangensaftkonzentrat reicht bei einem Mischungsverhältnis von 1+3 immerhin noch für 12 Liter Saft, bzw. 24 Liter Schorle).
Und dazu brauchts nichts weiter als Wasser aus der Leitung – in Deutschland immerhin eines der saubersten und am besten kontrollierten Lebensmittel überhaupt. Richtig anschaulich aber werden die Vorteile des kompakten Drei-Liter-Gebindes aber erst, wenn man sich wie im oben erwähnten Video mal Volumen und Gewicht der Getränkekisten anschaut, die durch das Bag-in-Box-Gebinde ersetzt werden. Und dann im Geiste noch die Einkaufsfahrten hinzurechnet.
In der Praxis ist die Zapfstelle in der Küche zumindest in unserem Haushalt die reine Freude: Ständig verfügbar, leicht und tropfenfrei zu bedienen, und auch die Herstellung von Schorle ist ein Kinderspiel, wenn man einen CO2-Sprudler im Haus hat. Sowohl Apfel- als auch Orangensaft schmecken gut und aromatisch, ohne übertriebene Süße. Die Äpfel für das Apfelsaftkonzentrat stammen aus Streuobstwiesen am Bodensee, die Zutaten für die meisten anderen Saftkonzentrate kommen ebenfalls aus Deutschland. Nur die Bio-Orangen stammen aus Mexico. Zusätze gibt es auch bei allen Bio-Produkten nicht. Und über die ökologische Qualität der Bag-in-Box-Verpackungen braucht man heutzutage ebensowenig zu streiten, wie über die praktische Handhabung. Das perfekte Bioprodukt also?
Aus meiner Sicht: uneingeschränkt ja. Wer dagegen seine Bioprodukte am liebsten im Bioladen oder vom latzhosigen Bio-Erzeuger direkt kauft, der wird von der RatioDrink AG vielleicht etwas ernüchtert sein. „Wir sind ein hochvirtuelles Unternehmen”, so Kugel, der zuvor schon ebenso an der Teekampagne beteiligt war wie am Rapskernöl-Projekt. Beide rief Prof. Dr. Günter Faltin ins Leben, beide sind ähnlich aufgebaut wie RatioDrink.
Für RatioDrink sammelten Faltin und Kugel 50.000 Euro als Startkapital ein (in diesem Interview werden Geschichte und Geschäftsmodell sehr schön beschrieben). Die Gründer beschränken sich im Wesentlichen auf ihre Eigenschaft als „Entrepreneure”, wie sie es nennen: von ihnen stammen Idee und Vertrieb. Abfüllung, Versand, aber auch Buchhaltung und andere Aufgaben werden delegiert. Diese und andere Charakteristika wie die Beschränkung auf ein sinnvolles, qualitativ gutes und möglichst ökologisch sinnvolles Produkt kennzeichnen übrigens auch die beiden anderen genannten Projekte Teekampagne und Traubenkernöl. Wenn die Projekte dann laufen, so Kugel, wollen sich die Entrepreneure neuen unternehmerischen Aufgaben zuwenden.
Gekauft wird das Saftkonzentrat online und vorwiegend von Privatkunden, aber auch von Firmen, Kita, Jugendgästehäusern. Zu den günstigen Preisen (Literpreise zwischen 0,69 Euro für Bio-Apfel klar und 1,54 Euro für Bio-Orange) kommt eine Versandkostenpauschale von 4,20 Euro, die ab 60 Euro Bestellwert entfällt. Die Konzentrate sind mindestens 9 Monate haltbar, in der geöffneten Packung immerhin noch etwa drei Monate.
Fazit: Ein gute und umweltfreundliche Idee, konsequent umgesetzt. Dazu passt auch die Initiative streuobstwiesen.org der RatioDrink AG. Dort wird auf „die artenreichsten Lebensräume Mitteleuropas” aufmerksam gemacht, mit Infos, Blog und Bilderwettbewerb, der noch bis zum 15.12.2010 läuft.
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