
Nah dran, offene Blende, möglichst Tele-Einstellung: Das sind die Grundeinstellungen für einen Unschärfebereich auch an Kameras mit kleinem Sensor.
Bei Food-Fotos will man ja meistens spezielle Bildteile sprichwörtlich in den Blickpunkt rücken. Das Hauptmotiv soll scharf abgebildet sein, der Rest möglichst nicht. Also braucht man einen Unschärfe-Bereich im Bild. Nun sind für optische Themen die Gesetze der Physik zuständig, und die sind ziemlich unerbittlich. Je größer der Sensor, so hören wir häufig, desto besser gelingt uns dieser Unschärfebereich beim Fotografieren. Ideal ist also ein Vollformat-Sensor. Was aber ist mit all den kleineren Sensoren in Handy und kompakteren Kameras? Ich zeige Dir, wie Du auch damit zu guten Ergebnissen kommst.
Hier ein paar Tipps und Erläuterungen für all diejenigen, die keine Vollformat-Kamera benutzen – und das müssten ziemlich viele sein….

Smartphones für Food-Fotos: das klappt gut.
Unschärfe in Food-Fotos – geht immer
Lapidar gesagt ist der Unschärfebereich umso geringer, je kleiner der Sensor ist. Wer also zum Beispiel mit seinem Smartphone fotografiert, der muss damit leben, dass dieser Unschärfebereich (oder das Bokeh) nicht sehr ausgeprägt ist. Bei meinem iPhone 6s zum Beispiel ist der Sensor gerade mal 6,2 mal 4,6 Millimeter groß. Eine Vollformatkamera bringt es immerhin auf etwa 24 x 36 Milimeter.
Hier eine Übersicht:
- iPhone: 6,2 mal 4,6 Millimeter
- Kompaktkamera mit 1-Zoll-Sensor: 13,2 x 8,8 Milimeter
- Micro-Four-Thirds (MFT) Kameras: 17,3 x 13,0 Milimeter
- APS-C-Kameras: 22,2 x 14,8 Milimeter
- Vollformat Kleinbild: 36 x 24 Milimeter
Die kleinen Sensoren haben auch Vorteile. Der Stromverbrauch ist geringer und der größere Schärfebereich ist für viele Schnappschüsse praktisch. Hier ein paar Tipps, wie man auf Umwegen vielleicht doch zum gewünscht Freistellungs-Effekt kommt, mit scharfem Motiv und unscharfem Hintergrund.

Unschärfe bei Food-Fotos: In Snapseed mit der Funktion Tilt Shift – auch bei Handyfotos.

Smartphone-Foto ohne Nachbearbeitung.
Smartphone
Beim Smartphone bietet sich eine Lösung an, die man eher als Notlösung bezeichnen könnte: die Nachbearbeitung. Es muss kein teures Bildbearbeitungsprogramm sein. Auch das kostenlose Snapseed kann schon als App auf dem Handy Unschärfe ins Bild zaubern: Einmal als Zone, also in einem Streifen, ein anderes Mal im Kreis. Die Übergänge lassen sich einstellen, ebenso der Grad der Unschärfe. Mit etwas Übung gelingen realitätsnahe Bilder, die für Social Media Kanäle sicher ausreichen.
Eine weitere Hilfestellung bieten Makro-Adapter. Die Lupen-Linsen sorgen dafür, dass der Schärfebereich ebenfalls zusammenschmilzt. Allerdings ist hier keine so gute Feinjustierung möglich wie bei der App und es werden manchmal nur sehr kleine Bereiche scharf abgebildet.

So viel Hintergrund-Unschärfe gibts mit einem iPhone, wenn man nah dran geht.
Kompaktkameras
Hierzu rechne ich mal die wirklich sehr kompakten Kameras mit einem 1-Zoll-Sensor und die Micro-Four-Third Kameras. Hier gibt es zwei gute Möglichkeiten. Zum einen schmilzt der Schärfebereich, wenn wir eine Tele-Einstellung verwenden. Je extremer, je länger die Brennweite, desto geringer der Schärfebereich. Wer also die Zoomfunktion nutzen kann, kann auf diese Art auch ein Motiv freistellen.
Die andere Methode nutzt die Tatsache, die selbst bei Vollformat-Kameras für ein gutes Bokeh ausschlaggebend ist. Ausschlaggebend für ein schönes Bokeh ist nämlich vor allem auch eine große Blendenöffnung oder Lichtstärke. Auch Profi-Kameras und Linsen bilden bevorzugt dann kleinere Schärfebereiche ab, wenn die Lichtstärke bei 1,4 oder 1,7 liegt und die Blende ganz geöffnet ist. Zumindest bei den MFT-Kameras gibt es einige lichtstarke fest verbaute Objektive (Lumix LX 100 mit 1,7 Summilux), mit denen man das machen kann. Und es gibt auch etliche Kameras mit Wechselobjektiven. Selbst wenn das Objektivprogramm des Herstellers nicht passendes aufweist, kann man oft noch seine alten analogen lichtstarken Linsen mit einem Adapter verwenden. Diese Lösung ist freilich wegen der Anschaffungskosten eines Objektivs die teuerste der hier genannten.

Alte analoge Objektive lassen sich mit Adapter an APS-C- und MFT-Kameras nutzen. Und zaubern oft ein schönes Bokeh.
APS-C Kameras
Jetzt sind wir schon ziemlich nahe dran an den Vollformatkameras und haben immerhin beim Sensor die halbe Vollformat-Größe. Die meisten Modelle der großen Hersteller (Canon, Nikon) erlauben von Hause aus auch die Verwendung aller Vollformat-Linsen. Wer also alte oder neue lichtstarke Objektive hat, kann die nutzen. Und mit Adaptern kann man natürlich so ziemlich jedes ältere lichtstarke Objektiv oder Tele-Objektiv verwenden. Beispielsweise kann man ein altes Olympus Objektiv mit Blendenöffnung 1,4 mit einem preiswerten Adapter an Nikon, Canon oder anderes APS-C-Kameras anschließen.
Wer zum Beispiel das preisgünstige, früher als Standardobjektiv gehandelte 1,8/50mm von Canon oder Nikon günstig ersteht, der hat schon eine gute Lösung. Am APS-C-Sensor verlängert sich zwar die Brennweite um den Faktor 1,6, aber damit ist es mit einer Brennweite von nun 80 Milimetern immer noch gut im Food-Bereich einsetzbar.

Lichtstarkes Objektiv an einer MFT-Kamera: Das bringt bei Tele-Einstellung auch schon Unschärfe.
Daneben gibt es auch analoge Objektive mit hoher Lichtstärke und Angebote von Fremdherstellern. Mit einem Meike 35mm f/1.7 APS-C hat man für wenig Geld sogar beides. Man kann die hohe Lichtstärke nutzen und erhält die Standard-Brennweite von umgerechnet 50 mm auch bei APS-C-Kameras (35 Milimeter x 1,6 ergibt etwa 56 Milimeter Brennweite).
Und natürlich greift hier bei APS-C-Kameras auch die Makro-Lösung. Möglich sind ein Vorsatz an einem fest verbauten Objektiv. Oder Zwischenringe, die es mit oder ohne Automatik für fast alle Kameras gibt. Ich benutze diese Lösung an meinen Canon EOS M Kameras und habe hier darüber berichtet.

Makro-Aufnahmen haben generell auch einen Unschärfebereich, der das Hauptmotiv hervorhebt. Die Bild-Charakteristik sich allerdings nicht für jedes Motiv.
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