Wirsing-Maultaschen sind eigentlich etwas Naheliegendes, oder? Statt der immer gleichen Füllung aus Brät und Spinat bieten sich ja auch andere Gemüsesorten an. Und da ich in letzter Zeit einige gute Wirsing-Rezepte entdeckt habe,musste ich auch die Maultaschen ausprobieren. Allerdings nicht als großes sonntägliches Essen sondern in der Alltags-Variante – mit fertigem Nudelteig. Dazu empfiehlt sich statt Kartoffelsalat ein grüner Salat. Ein kleines Glanzlicht für mich war die Sauce, die zu dieser Art Maultasche meiner Meinung nach besonders gut passt.
Wissen, was drin ist: Schwäbische Maultaschen
Gleich vorweg: Den wichtigsten Termin für dieses Rezept habe ich knapp verpasst. Maultaschen gibt es nämlich im Schwabenland am häufigsten am Gründonnerstag, gegen Ende der Fastenzeit. Aber das ist eine andere Geschichte.
Aber weil ich jetzt vom Gründonnerstag aktuelle Bilder habe, gibts das Rezept heute. Und weil ich finde, dass es eines der leckersten Essen ist.
Bio-Nudeln gibt es ja nun massenweise in den Supermärkten. Warum also Bio-Maultaschen selbst machen, obwohl doch schon auf dieser Website Bio-Maultaschen getestet und für gut befunden wurden?
Nudel selbst machen ist relativ einfach – wenn man eine Nudelmaschine hat. Die gibts relativ preiswert. Einfache Nudeln damit zu machen finde ich selbst nicht so prickelnd. Aber alles was in Nudelteig gefüllt ist – Ravioli, Maultaschen, Tortellini, u.v.a.m. – sind meiner Ansicht nach den Aufwand wert.
Denn Bio-Maultaschen sind die große Ausnahme im Supermarkt. In allen anderen Fällen fragt man sich natürlich, was wirklich alles drin ist. Und wenn man das selbst macht, weiß man das sehr genau. Ohne Maschine (genauer: ohne Maschine mit Motor) ist das etwas mühselig. Und zu zweit oder zu dritt in der Küche geht es nicht nur ziemlich flott, man hat auch mehr Spaß.
Die Maultaschen in Kurzform: Ein gutes Rezept gibts vom schwäbischen Küchenchef Vincent Klink hier. Die Füllung besteht aus einem Gemisch aus Hackfleisch und Spinat und einigen weiteren Zutaten. Bei mir ist das Verhältnis Spinat zu Hackfleisch übrigens 1:1. Den Nudelteig sollte man vielleicht vorher schon mal geübt haben, der muss dann so dünn wie möglich sein und trotzdem die Füllung halten.
Und richtig schwäbisch wirds natürlich erst mit einem schönen, schlonzigen Kartoffelsalat. Aufgewärmt schmecken die Maultaschen übrigens auch noch prima: klein geschnippelt und mit Ei in der Pfanne angebraten.
Der großen Vorteile von selbst gemachten Maultaschen und anderen Varianten: Man weiß, was drin ist, alle Zutaten lassen sich auch in Bio-Qualität leicht besorgen. Und es gibt unendlich viele Variationsmöglichkeiten, mit und ohne Fleisch.
Nichts für die schnelle Gleich-kommen-die-Kinder-nach-Hause-Küche. Aber unschlagbar, wenn man Zeit hat und Lust, ein Stündchen mehr in der Küche zu verbringen, am besten gemeinsam.
Bio-Maultaschen von Bürger
Maultaschen – der Klassiker der schwäbischen Küche. Und wer aus dem Südwesten stammt kennt auch Bürger, das Unternehmen, das bundesweit wohl am häufigsten mit der Fertig-Variante dieses typischen Hausmacher-Produktes vertreten ist.
Kurzer Exkurs für die Nordlichter: Maultaschen sind gefüllte Nudelteig-Taschen, ähnlich wie Ravioli, nur größer. Die Füllung besteht aus Brät und Zwiebeln, Spinat und eingeweichten Brötchen. Im Schwabenland noch immer eine beliebte Fastenspeise, vorzugsweise für den Gründonnerstag.
Das klassische Fertigprodukt von Bürger kommt konventionell im Sechser-Pack, 360 g für 1,19 Euro. Das Bio-Produkt aus dem gleichen Haus – ebenfalls “nach traditionellem Rezept” mit einer fast identischen Zutatenliste – hat eine grüne Verpackung, acht Stück mit 480 g kosten 3,49 Euro. Und weil wir Schwaben rechnen können stellen wir gleich fest: Der Bio-Grundpreis für 100g beträgt 0,73 Euro, fürs konventionelle Produkt 0,33 Euro – ein saftiger Unterschied.
Aber immer wenn Bio-Fleisch verwendet wird, fallen die Preisunterschiede naturgemäß heftiger aus. Andererseits haben die Lebensmittel-Skandale beim Fleisch den höchsten Ekelfaktor und sind oft genug auch mit einer unwürdigen Tierhaltung verbunden. Also rechnen wir die Maultaschen in diesem Fall (ganz unschwäbisch) zu den Fleischgerichten.
Auseinanderhalten kann man die Maultaschen in der Brühe nur noch optisch an der unterschiedlichen Riffelung. Ansonsten sehen beide Produkte identisch aus und schmecken auch fast identisch. Wahrscheinlich gäbe es gar keinen Unterschied, hätte man bei Bürger nicht ein Fleischgewürz einen Tick höher dosiert.
Ist das nun gut oder schlecht? Das gleiche Produkt in Bio-Qualität schmeckt (fast) genauso, auch das konventionelle kommt schon ohne Geschmacksverstärker und Konservierungsstoffe aus. Und die Zutatenliste ist fast identisch. Nur der Preis ist mehr als doppelt so hoch.
Ich versuche mich an einem vorsichtigen Urteil: Die besten Maultaschen sind immer noch die selbst gemachten. Die Päckchenware von Bürger ist von der Qualität her akzeptabel, wenn es mal schneller gehen soll. Und weil man Maultaschen nicht jede Woche isst, kann man auch mal einen höheren Preis akzeptieren und zur Bio-Ware greifen, erst recht, wenn man geschmacklich wirklich gut bedient wird.
Andererseits kann ich nicht so recht glauben, dass der Preis für ein industriell gefertigtes Nahrungsmittel von einem Großbetrieb wirklich mehr als das Doppelte kosten muss. Selbst wenn 30 Prozent Schweinefleisch drin sind.