Erdbeer-Marmelade

Es soll ja Leute geben, die irgendwann auf diese Frage stoßen. Ich zum Beispiel bin nur deswegen auf diese Frage gekommen, weil ich vor Urzeiten auf dem Weg zu meiner Freundin und heutigen Frau im Schwarzwald immer an einer Pektin-Fabrik vorbeifuhr.

Dort riechts zwar etwas, aber nicht besonders unangenehm. Und die schwäbische Hausfrau weiß nicht nur gleich, was Pektin ist („… braucht man zum Einkochen”), sondern kann das sensibiliserte Gemüt auch gleich beruhigen: Ist ein Naturprodukt und in Gelierzucker enthalten.

Die Fach-Chinesen reden von „hochmolekulare Polyuroniden” bevor sie die DSache auf den Punkt bringen: „…finden wegen ihrer hohen Gelierkraft insbesondere in der Nahrungsmittelindustrie (Geliermittel für Marmeladen), sowie in der Medizin, Pharmazie und Kosmetikindustrie Verwendung”.

Die Hersteller reden von einem Naturprodukt, schließlich begann die Herstellung der Pektine mit der industriellen Fertigung von Gelierextrakten aus reinem Apfeltrester.

Pektin ist ein junges Produkt, gerade mal etwas mehr 200 Jahre alt, der Name leitet sich vom griechischen Pektos ab und bedeutet soviel wie geliert, erstarrt. Die Formel dafür fand man also früh, den Verwendungszweck erst später, als man damit auch eine Verwendungsmöglichkeit für den bis dahin gering eingeschätzten Apfeltrester fand.

Erdbeeren und viele andere Früchte lassen sich einkochen und konservieren

Zur Herstellung von Pektinen sind neben dem Apfeltrester auch andere pflanzlichen Rohstoffe geeignet: die Schalen von Zitrusfrüchten, Zuckerrübenschnitzel oder die ausgedroschenen Fruchtstände von Sonnenblumen. Im Prinzip also Restverwertung und damit gar keine schlechte Sache.

Die Extraktion freilich ist und bleibt ein industrieller Prozess, auch das muss man wissen, wenn man von einem Naturprodukt redet. Herbstreith und Fox, der Hersteller an dem ich noch heute ab und zu vorbeifahre, stellt die Herstellung freilich auch als praktizierten Umweltschutz dar. Verarbeitet werden nach deren Angaben vor allem Nasstrester, die ansonsten auf der Deponie oder in der Müllverbrennungsanlage entsorgt würden. Außerdem bemühe man sich um den umweltverträglichen Einsatz von Energien.

Pektin ist in der EU als Lebensmittelzusatzstoff der Nummer E 440 ohne Höchstmengenbeschränkung (quantum satis) für fast alle Lebensmittel allgemein zugelassen. Und auch die Website „Das ist drin” gibt für Pektin grünes Licht:

Pektin gilt als unbedenklich und wirkt als Ballaststoff. Diesen Zusatzstoff können Sie ohne Einschränkung verzehren.

Kochen & Rühren...

Bilder: Die am höufigsten zuhause gekockte Marmelade ist wohl das Erdbeer-Gsälz. In dieser Jahreszeit lässt sich aber fast alles an frischem Obst durchs Einkochen veredeln und haltbar machen.