Fisch kaufen – ein Blick auf die Logos und Siegel

Selbst als aufgeklärter und verantwortungsbewusster Verbraucher kann man schon mal kirre werden: Was darf man denn eigentlich noch guten Gewissens kaufen? Welche Fischart, wo und wie gefischt? Und was darf man glauben von den Werbeversprechen zum Thema Fisch?

Wers ganz ausführlich mag, der kann sich ja mal mit der App beschäftigen, die ich hier auch schon mal vorgestellt habe. In diesem Artikel waren unter anderem zwei Fischratgeber vom WWF und von Greenpeace vorgestellt.

Wers einfacher mag, dem sollten aber auch weniger Logos, Siegel und Ratgeber genügen, um zumindest die größten Umweltsünden erfolgreich zu umschiffen. Als Beispiele dienen hier die Billig-Marke „ja” von REWE und der etwas schicker aufgemachte und etwas teurere Fisch von followfish, preislich ebenfalls noch recht günstig.

Als erstes nenne ich hier einmal das MSC-Siegel.

Das MSC-Siegel für Fisch

Über das Siegel kann man sich hier informieren, direkt auf der MSC-Website. Da man Selbstdarstellungen als Verbraucher nicht unbedingt als alleiniger Informationsquelle vertrauen sollte, sei hier noch auf die Wikipedia-Seite verwiesen, die der Einrichtung schon im ersten Satz gute Noten gibt: „Der Marine Stewardship Council (MSC) ist eine unabhängige und gemeinnützige Organisation, die ein Umweltsiegel für Fisch aus nachhaltiger Fischerei vergibt.” Auf beiden Seiten kann man sich ruhig etwas einlesen vor dem nächsten Fischeinkauf, ich spare mir hier Details.

Warum nenne ich das MSC-Siegel an erster Stelle? Bio-Qualität kann man meines Erachtens auf zweierlei Weise erreichen: Durch naturnahe und nachhaltige Fischerei oder durch Zucht in einem Bio-Betrieb. Das Wasser ist in beiden Fällen (bei Salzwasserfischen) das gleiche. Ob man den Fischern mehr traut als den Züchtern, das sei jedem selbst überlassen. Nach meiner Einschätzung ist naturnahe und nachhaltige Fischerei aber ein noch geringerer Eingriff in die Natur, als eine Zucht.

Gleich danach kommt aber für mich die zertifizierte Öko-Produktion:

2. Das EU-Öko-Zeichen

Das EU-Öko-Zeichen

Das kennen wir alle, dazu ist nicht mehr allzu viel zu sagen. Aus meiner Sicht vertrauenswürdig, gute Regelungen und es gibt eine Kontrolle.

Hinweis auf Bio-Aqua-Kultur

Dazu gehört in diesem Fall der Hinweis auf Bio-Aquakultur auf der Vorderseite dieser Verpackung und (!) das in diesem Fall auf der Rückseite abgelichtete IFOAM-Zeichen der internationalen Vereinigung der ökologischen Landbaubewegung. Ifoam ist, kurz zusammengefasst, das Zeichen mit der größeren Reichweite als EU-Bio (logisch, oder?).

Tja, und ab da wird die Sache etwas schwammig: Vertrauenerweckend wirkt zum Beispiel das allseits bekannte WWF-Logo (3):

Das WWF-Logo

Selbst der Anbieter followfish notiert auf seiner seiner Website: „Der WWF allein zertifiziert jedoch keine Produkte, dies ist ausschließlich Aufgabe unabhängiger Zertifizierungsorganisationen wie MSC oder Naturland.”

Der WWF hat einen riesigen Bekanntheitsgrad und einen guten Ruf. Selbst Wikipedia kommt aber nicht umhin, unter dem Punkt Kritik anzuführen, dass die Zusammenarbeit mit Groß-Spendern schon mehrfach kritisch diskutiert wurde.

Bleiben von meinen Beispielen noch zwei: zunächst das Pro Planet-Zeichen:

Pro Planet von REWE

Das ist ein Logo der REWE-Group, das hier näher erläutert wird. Auf der Website kann man den Zifferncode eingeben um mehr zu erfahren. In diesem Beispiel erfährt man im wesentlichen etwas über Wildfang und dass man sich am MSC-Logo orientiert bzw. darauf beruft. Der Mehrwert von diesem Zeichen gegenüber dem MSC ist also meiner Ansicht nichts weiter, als man noch die eigene Werbeaussage dranhängt.

Ein weiteres Hersteller-Logo findet sich auch auf der followfish-Packung:

Werbeaussage des Herstellers

Aber hier ist schon rein optisch klar, dass hier keine Zertifizierung oder ein anderes Logo oder eine Kontrollinstanz dahinter steht: Aus meiner Sicht ist das eine reine Werbeaussage.

Fazit: Eigentlich genügen mir zur Orientierung zwei Logos. Das MSC-Siegel für Wildfang aus nachhaltiger Fischerei. Oder ein Kontrollzeichen von EU oder IFOAM für Fische aus Zucht. Meines Wissens nach ist Naturland der einzige ökologische Anbauverband, der Fischzucht zertifiziert hat. Dieses Logo könnte also auch noch auftauchen. In den zwei genannte Beispielen sind also nach meiner Auffassung drei der insgesamt sechs verwendeten Zeichen und Logos für mich aussagekräftig. Naja, keine schlechte Ausbeute, aber auf ein paar „Nebelkerzen” könnte ich verzichten.

Lebensmittel ohne Gentechnik

Website Ohne Gentechnik

Siegel ohne GentechnikSeit August hält die Diskussion um das neue Logo “ohne Gentechnik” an. Damals hatte Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) das bundeseinheitliche Siegel für gentechnikfrei produzierte Lebensmittel vorgestellt. Es darf – kostenfrei – auf Produkten verwendet werden, die “garantiert ohne genmanipulierte Pflanzen hergestellt werden”.

Schon jetzt findet man etliche Produkte im Supermarkt, die dieses Siegel tragen. Allerdings gibt es noch immer eine stattliche Zahl von Gegnern dieses Siegels. Sie bezeichnen das Logo als “Verbrauchertäuschung” und “Etikettenschwindel”, denn tierische Produkte, bei denen Zusatzstoffe eingesetzt werden, die mit Hilfe gentechnisch veränderter Verfahren im Labor erzeugt wurden, dürfen das Siegel ebenfalls tragen.

Was bringt dieses Siegel also? Die Mehrheit der Verbraucher, so will man festgestellt haben, wolle Produkte ohne Gentechnik. Doch noch immer gelangen gentechnische veränderte Pflanzen ins Tierfutter. Große Milcherzeuger verwenden inzwischen dieses Siegel und zeigen, dass ein Ausweichen auf gentechnikfreie Futtermittel kein Problem darstellt.

Wer sich über das Thema weiter informieren möchte, der kann sich beim Informationsdienst Gentechnik einen Info-Flyer herunterladen.

Zum Infodienst ein Zitat aus der Selbstdarstellung:

“Zur Unterstützung derjenigen, die sich in Stadt und Land für die Sicherung der gentechnikfreien Landwirtschaft und Ernährung engagieren,…
…haben Umwelt-, Wirtschafts-, Verbraucher und Bauernverbände gemeinsam den Informationsdienst Gentechnik ins Leben gerufen.
Auf der Internetseite stellt der Informationsdienst täglich aktuelle Nachrichten zur Agro-Gentechnik bereit und speziell die Meldungen aus den Regionen.”

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Über mich

Joachim Ott (joachimott.de) ist der Testschmecker. Journalist, Fotograf und Filmemacher. Geboren in Schwaben, lebt in Baden. Ständig auf der Suche nach guten Lebensmitteln.

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