Gerade kam die erste Begeisterung auf für die neue Nano-Technologie und prompt kam der Dämpfer: Das Umweltbundesamt warnte vor den Gesundheitsrisiken durch die Nano-Partikel: Noch weiß niemand genau, was die kleinsten Partikel im Körpder des Menschen bewirken. Tierversuche haben wohl Anlass zur Sorge gegeben.
Aber warum sollten die Nano-Partikel auch in den Körper des Menschen gelangen? Die bekanntesten Anwendungen beziehen sich auf solche Dinge wie Geruchsdämpfung (Silberpartikel an Socken) oder Reinigungsmittel (“Lotuseffekt”). Klare Antwort: Alles kann irgendwann mal in den Körper kommen, wenn die Nano-Partikel nicht dauerhaft eingebunden sind (wie das zum Beispiel in Reifen der Fall ist).
Was kleinste Partikel anrichten können, das haben ja zum Beispiel die Auswirkungen von Asbest gezeigt. Die Einzelteile der Nanotechnologie sind kleiner als 1 Zehntausendstel Millimeter. Sinnvolle Anregung des Umweltbundesamt deswegen: Artikel mit Nano-Technologie sollten gekennzeichnet werden. Und: Relativ sicher kann man sich fühlen, wenn die Nano-Partikel nicht freigesetzt werden können.
Beispiel Socken: Rund die Hälfte der Silberteilchen wird schon beim ersten Waschen aus den Socken gelöst. In Kläranlagen bringen die antibakteriell wirkenden Teilchen die biologische Klärung durcheinander. Und was geschieht nach der Kläranlage? Bleiben Nano-Teilchen in Pflanzen, Fischen, Wasser und Umwelt aktiv?
Muss man sich Sorgen machen um Nano-Partikel in Lebensmitteln?
Bislang hatte wohl kaum jemand dieses Problem im Bewusstsein verankert. Kritisch gegen alle “unnatürlichen” Veränderungen sind wie immer die Bioproduzenten. Die einzigen frühen Ansätze, die ich entdecken konnte, stammen aus der Schweiz. Dort hat das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) bereits 2008 ein Positionspapier zum Einsatz von Nano-Technologien in der Bioproduktion vorgelegt.
Und dort weist man auch gleich darauf hin, wo die Nano-Partikel im Lebensmittelbereich eingesetzt werden könnten: Zum Beispiel als Farbstoffe, Aromen und Vitamine in Nano-Kapseln, die sich dann besser in Getränken auflösen. Oder als Oberflächenverglasung von Schokolade, damit die nicht so schnell in der Hand schmilzt. Weitere Einsatzmöglichkeiten im Agrar- und Lebensmittelbereich sind dort genannt und beim Lesen fragt man sich schon, ob man Nano-Partikel nicht schon lange täglich mit der Nahrung zu sich nimmt.
Der Schweizer Bio-Verband BioSuisse hat schon im März diesen Jahres ein Positionspapier verfasst, in dem er seine Mitglieder auffordert, auf Nano-Technologien zu verzichten und eine Deklarationspflicht fordert.
Traurige Wahrheit wird nach meiner Einschätzung sein, dass zum Beispiel etliche industriell hergestellten und verpackten (!) Lebensmittel schon lange mit Nano-Partikeln versetzt sind. Und bis zur Warnung des Umweltbundesamtes hat das auch kaum jemanden beunruhigt. Erster Schritt muss jetzt tatsächlich die Deklaration sein, damit Menschen die Möglichkeit haben, sich dem Großversuch zu entziehen.