Das Thema Bio-Eier ist ja in der jüngeren Zeit hier mehrfach aufgetaucht (mit Rezepten und mit einer kleinen Statistik) – und das nicht grundlos: Im Mai war ich auf dem HofBauernhof in Loßburg im Schwarzwald und habe mir von Roland Lübbertsmeier die biologisch-dynamische Hühnerhaltung mit dem Hühnermobil erklären lassen.
Wer die Berichterstattung zum Thema Tierhaltung verfolgt, der hat ja bestimmte Bilder im Kopf. Die allerdings stammen zum größten Teil eben aus einer industrialisierten Tierhaltung. Mit Landwirtschaft und erst recht mit biologischer Landwirtschaft hat das wenig zu tun. Allerdings sind mittlerweile auch etliche Großbetriebe im Bio-Bereich eingestiegen: Hühnerhaltung mit etlichen tausend Tieren sind keine Seltenheit. Und wer beim Einkauf nicht aufpasst, dessen Bio-Eier überqueren vielleicht beim Transport schon einige europäische Grenzen.
Auf das Hühnermobil wurde ich durch die Berichterstattung aufmerksam und Iris Weiland vom Hühnermobil Stallbau vermittelte nach Rückfrage bei den Erzeugern Adressen. Ich entschied mich für einen Bio-Betrieb im Schwarzwald. Obwohl das Hühnermobil ideale Voraussetzungen für biologische Tierhaltung bietet, wird es auch in konventionell arbeitenden Betrieben eingesetzt.
Biodynamische Tierhaltung
Der Hofbauernhof ist ein Demeterbetrieb und in diesem Anbauverband hat die Tierhaltung einen besonderen Stellenwert: Sie komplettiert sozusagen die Anbaupalette, weil sie den Kreislaufgedanken ermöglicht von Tierhaltung – Düngung für den Pflanzenbau – eigene Futtermittelerzeugung.
Hühner haben da, so habe ich das verstanden, nicht unbedingt Priorität: „Hühner sind die am weitesten gezüchtete Tierrasse für die Produktion”, erklärt Roland Lübbertsmeier. In jahrelanger Zucht wurden die Tiere sozusagen „durchoptimiert”. Auf dem Hofbauernhof ergab sich der Umstieg von einer eher hobbymäßigen Tierhaltung zur professionellen Bio-Eier-Erzeugung aus einer Notwendigkeit: Für die eigenen Produkte des Hofes, wie zum Beispiel das selbst gebackene Brot, war man auf die Lieferung von Bio-Eiern angewiesen, berichtet er. Und nach einem der Lebensmittelskandale stellte ihr Lieferant fest, dass eine anderweitige Vermarktung profitabler sei.
Die kurzfristige Folge: Man musste auf andere Erzeuger ausweichen und letzten Endes wurden Bio-Eier aus Ungarn eingekauft.
Mit dem Schritt zur Professionalisierung war nicht nur eine Aufstockung des Hühnerbestands von etwa 30 auf rund 225 Hühner verbunden. Auch die Art der Tierhaltung sollte verbessert werden, was nach unterschiedlichen Erwägungen zur Anschaffung des Hühnermobils führte.
Neue Wege auch bei der Vermarktung
Eine der schönsten Stellen im Video ist für mich, als Roland Lübbertsmeier berichtet, wie sich die Hofgemeinschaft bei der Anschaffung des Hühnermobils 2011 für die „Hühneraktien” entschied: Statt – wie gewohnt – als Biobetrieb erst einmal in Vorleistung zu treten, Geld in neue Modelle zu investieren und ein Risiko einzugehen, von dem man nicht weiß, ob es die Kunden mittragen – entschied man sich für eine Finanzierung zusammen mit den Kunden.
Ähnliche Modelle sind inzwischen öfters anzutreffen. Und sie hängen bestimmt auch mit einem psychologischen Effekt zusammen, den man oft bei Verbraucherbefragungen erlebt. Auf Nachfrage hört man fast immer von Verbrauchern, sie fänden bio toll und würden auch mehr dafür zu zahlen. Kommt es zum Einkauf, sieht die Realität oftmals ganz anders aus.
Lübbertsmeier hat heute ein zufriedenes lachen, wenn er beschreibt, wieviele Kunden (es gab 70 Aktionäre) sich darauf eingelassen haben, ihre Bio-Eier aus dem Hühnermobil quasi im Voraus bezahlt haben mit einer Beteiligung und dann ihre Vorlesitung quasi „abgefrühstückt” haben.
Die Vorteile in der Praxis
Mit 225 Hühnern gehört der HofBauernhof zu den kleineren Betrieben: Der Durchschnitt in Deutschland liege bei 15.000 Tieren, so Lübbertsmeier. Kleinbäuerliche Haltung nennt man das, und sie hat für Mensch und Tier viele Vorteile. Das Hühnermobil wird wöchentlich versetzt, die Hühner finden immer viel frisches Grünland, haben viel Auslauf und sind gesund. „Null-Medikation” sei die Regel, so Lübbertsmeier. Auch dem Verhalten der Tiere mit Herdentrieb und Hackordnung werde die Haltung gerecht. Der „Wohlfühlfaktor” spielt hier für beide Seiten eine wichtige Rolle.
Roland Lübbertsmeier lobt (natürlich) auch die Qualität der Eier, Größe, Geschmack, Konsistenz. Tatsächlich sind die Eier relativ groß und in jeder Hinsicht beste Qualität – was sicher auch die Kunden so sehen. Sie kaufen entweder direkt ab Hof ein oder werden beliefert und zahlen immerhin 50 Cent pro Ei.
Ach ja, und auch das gehört dazu: Die Hühner kommen aus einer Bio-Zucht auf den HofBauernhof und bleiben dort etwa 16 Monate. Danach gehen sie als Suppenhuhn an die Bio-Kunden.
Nützliche Links:
Spannende Geschichte und vermutlich das was man im Hinterkopf hat wenn man Freiland-Eier kauft (aber so sicher selten bekommt). Freue mich auf das nächste Video!
Hallo,
ich kaufe auch Eier von einem der demeter Landwirten. Der Bauck Hof ist Pionier in Sachen Mobilställen und Mitbegründer des Bruderhahn Projekts.
Danke für diesen Artikel
Übrigens schmecken demeter Eier wirklich am Besten.
LG
Nidi
Danke für die positiven Rückmeldungen! Das war auch eine schöne Geschichte, die mir viel Spass gemacht hat. Das bestärkt mich darin, dass man als Journalist auch viel öfters die positiven Beispiele zeigen kann (von denen es ja noch sehr viele gibt).