Da hatte ich mich auf bestebioweine.de gerade mit einem kleinen grundsätzlichen Artikel zur Bio-Entwicklung in die Feiertage verabschiedet, da kam auch schon die nächste als Lebensmittelskandal deklarierte Geschichte in die Medien: Dioxin in Hühnereiern, jetzt auch im Schweinefleisch.
Also waren meine dort formulierten Aussichten für 2011 schon wieder hinfällig, denn sie beschäftigten sich mit den Bio-Trends für 2011 – wenn nicht ein neuer Lebensmittelskandal die Verbraucher aufrüttelt. Genau das ist wieder mit gewohnter Präzision passiert: Die Kunden sind verunsichert, die Bio-Eier sind ausverkauft.
Auffällig für mich war dieses Mal in der Berichterstattung, dass das B-Wort kaum benutzt wurde. Dabei liefen alle Beschreibungen darauf hinaus, dass nur stärkere Kontrollen und möglichst eigene, regionale Futtermittel größere Sicherheit vor solchen “Verunreinigungen” bieten. Dass das ziemlich genau auf die Arbeitsweise von Bio-Betrieben hinausläuft haben sich die Verbraucher aber jetzt wahrscheinlich auch selbst gedacht.
Aber ich will nicht lästern: Bei den Produkten die hier vorgestellt wurden waren immer öfter auch solche dabei, die in den Bereich industrielle, teilweise auch internationale Lebensmittelproduktion gehören. Produkte, bei denen über Ländergrenzen hinweg produziert und zugekauft wird, wo die Kontrolle immer schwieriger wird. Und schließlich, warum sollte man es verschweigen, gabs auch in der Biobranche schon belastete Lebensmittel.
Also zurück zum Biobauer vor der Haustür? Natürlich, das am allerliebsten. Aber dieses Blog gäbe es nicht, wenn es nicht genügend Menschen gäbe, die genau das nicht machen können, die gesunde, möglichst biologische und nachhaltig produzierte Lebensmittel zu einem vernünftigen Preis da einkaufen wollen und müssen, wo die meisten Menschen einkaufen: Im Supermarkt.
Bei der von mir festgestellten Stagnation im Biobereich bietet dieser Vorfall eine Verschnaufpause im Bio-Marketing: Solange die Angst vor Dioxinbelastung die Menschen wieder zu den Bioartikeln bringt, kann man dort die Sache recht entspannt angehen. Langfristig aber sollte man sich nicht auf Fehler der anderen verlassen.
Sie haben sich also daran gewöhnt, dass ihre Rezepte zwischen Salzteiggebäck und Kindermode auftauchen? Dass die Redakteure, die Ihnen die aktuellen Gerichte nahe bringen wollen auch auf Ihre Nöte mit dem Haushalt und dem Ehegatten und den Kindern eingehen? Dass Diäten eine gaaaanz zentrale Rolle bei der Ernährung spielen und Tischdekoration ebenfalls sehr wichtig ist?
Da ist es wieder, das Thema gutes Fleisch. Und das ganz, ohne dass ein Fleischskandal wieder einmal die Republik erschüttert, einfach so. Das Slow Food Magazin widmet dem Borstentier seine Titelseite und etliche gute Geschichten (zum Beispiel eine detaillierte Erklärung, welche Stücke vom Schwein woher kommen und unter anderem auch gute Lesetipps). Dass die Schweinehaltung klimafreundlicher sei als die Rinderzucht ist nicht wirklich neu. Meinen eh schon mäßigen Fleischgenuss beeinflusst das kaum.

Joachim Ott (