Thilo Bode: Die Essensfälscher

Thilo Bode: Die EssensfälscherDie Essensfälscher: Was uns die Lebensmittelkonzerne auf die Teller lügenEhrlich gesagt: Ich weiß nicht, ob Sie das Buch lesen sollten. Wenn Sie zu den sensibleren Naturen gehören, wenn Sie frische Lebensmittel auf dem Markt einkaufen oder vorzugsweise Bio-Lebensmittel, lesen Sie es vielleicht besser nicht. Gehen Sie weiterhin auf den Wochenmarkt, kaufen Sie im Supermarkt nichts, dessen Kleingedrucktes auf der Rückseite sie abschreckt und versuchen Sie sich in Schadensbegrenzung.

Wenn Sie allerdings zu den Menschen gehören, die noch immer unbedarft im Supermarkt oder beim Discounter einkaufen, wenn Sie glauben, dass E-Nummern nur Abkürzungen für „normale” Zutaten sind und Ihre Produkte wie in der Werbung gezeigt, von sympathischen Experten von Hand zusammengerührt werden: Kaufen Sie es!

Thilo Bode, Gründer der Verbraucherorganisation foodwatch war zuvor bei Greenpeace tätig. Das merkt man ihm an: Der Mann hat Biss, bringt Dinge auf den Punkt und spricht unbequeme Wahrheiten aus ohne Rücksicht auf Verluste und offensichtlich auch ohne allzu große Furcht vor juristischen Nachspielen. Und das ist gut so.

Er zeigt uns, wo und wie gelogen wird. Welche Werbelügen die Nahrungsmittelindustrie einsetzt, wie man diese Aussagen lesen und überprüfen muss. Richtig neu wird den interessierten Kunden vieles nicht sein: Wer die einschlägigen Websites und Nachrichtendienste verfolgt, der hat vieles schon einmal gehört und wird auch vor dem, was er hier an Neuem erfährt nicht wirklich erschrecken, weil er zumindest für möglich gehalten hat.

Warum also noch dieses Buch kaufen, das doch in einer Reihe steht mit einigen anderen Veröffentlichungen von Autoren wie Hans-Ulrich Grimm oder dem überall präsenten Udo Pollmer?

Weil es griffig formuliert ist, weil es die Dinge – wieder einmal – auf den Punkt bringt. Und weil es das Bewußtsein festigt, dass man nichts so nehmen darf, wie es zunächst scheint oder wie es in der Werbung angepriesen wird. Und weil man es (auch wenn der Verlag diesen Aspekt vielleicht nicht so schätzt) nach der Lektüre seinen Freunden und Verwandten in die Hand drücken kann und damit auch wieder ein Stück Aufklärungsarbeit leistet.

Erschienen bei Fischer (S.), Frankfurt, 224 Seiten, 14,95 Euro – gut angelegtes Geld.

codecheck.info: (Bio)-Produkte online überprüfen

codecheck.info

Man kann von der Online-Welt halten, was man will: Einige Dinge aus diesem Bereich erleichtern uns das Leben einfach. Natürlich geht nichts über die einfache Kulturtechnik des Lesens: Würden alle Verbraucher die Liste der Inhaltsstoffe lesen, die auf den Produkten abgedruckt sind, dann würde sich das Einkaufsverhalten wahrscheinlich drastisch ändern.

Doch der Mensch ist nur in geringem Maße lernfähig und es müssen schon größere Katastrophen und Lebensmittelskandale durch die Medien geistern, damit das Muster des normalen Einkaufsverhaltens -dominiert von Werbung und der Suche nach niedrigen Preisen – durchbrochen wird.

Was auch helfen kann: der Spieltrieb. So lässt sich zumindest der Erfolg zahlreicher kleiner Apps erklären, also Anwendungen für Mobiltelefone. Vor Ort kann man so erfahren, was es woanders vielleicht billiger gibt, was hinter den jeweiligen Marken und Produkten steht etc.

In diesem Sinn ist die App und / oder Website Codechek ganz hilfreich. Die App gibts für das iPhone, wer mobil nicht ganz so gut ausgerüstet ist, dem reicht auch ein Computer mit Internetanschluss und der Besuch der Website.

Dann gibt man hier einfach den Code des jeweiligen Produktes ein, und erfährt beispielsweise schon zuhause die Inhaltsstoffe (die freilich auch auf dem Rückenetikett stehen), welche Zusatzstoffe problematisch sein können und – und hier steckt der echte Zusatznutzen – welche Alternativen es gibt.

Ein Beispiel: Man gibt ein beliebiges Produkt ein wie den Maille Dijon-Senf und erfährt: Er enthält Citronensäure. Also klickt man auf „Alternativen finden” und wählt dort: „ohne Citronensäure”. Dann bekommt man eine Liste alternativer Produkte ohne Citronensäure, und wenn man Glück hat, sogar auch ein Bioprodukt angezeigt. Auf diese Weise kann man zuhause seinen Einkaufszettel optimieren.

In diesem Fall wäre die Alternative ein Zwergenwiese Senf mittelscharf, ein Bioprodukt, das es aber vergleichsweise selten im Supermarkt gibt. Das ist eher ein Naturkostladen-Produkt, aber auch das kann einem ja weiterhelfen…

Im Zweifelsfall kann man auf diesem Weg auch einfach nach Alternativen ohne fragwürdige Zusatzstoffe suchen.

Low fat stagniert

Das hat zumindest Fressnet-Blogger Klaus-Peter Baumgardt nach der Auswertung eines Artikels auf foodnavigator.com festgehalten und für uns übersetzt. Sein Fazit: Die Zahl der Low-Fat-Produkte ist seit 2005 in vielen europäischen Ländern annähernd gleich geblieben.

Auch aus der Sicht eine bioverwöhnten Testschmeckers ist das eigentlich ein gutes Zeichen. Denn ebenso wie Baumgardt habe auch ich den Eindruck, dass die sparsamere Verwendung des Geschmacksträgers Fett in vielen Fällen durch den verstärkten Einsatz von Chemie ausgeglichen werden soll. Dem Mehr an Aromastoffen steht die erstaunliche Tatsache gegenüber, das die Low-Fat-Produkte nicht wirklich immer auch weniger Kalorien haben, als konventionelle Ware.

Barcoo – Lebensmittel scannen

Lebensmittel scannen

Witzigerweise ist es das, was ich meistens beim Einkauf im Supermarkt tue: Lebensmittel scannen. Freilich mehr im übertragenen Sinn: Ist die Verpackung gut und sinnvoll, wo stehen die Inhaltsstoffe und weitere wichtige Infos.

Einfacher gehen soll es mit Barcoo, einer kleinen, kostenlosen App fürs iPhone, deren Macher gerade jetzt damit werben, man könne feststellen, welche Eier mit Dioxin belastet sind. Mal abgesehen davon, dass ich das nicht wirklich testen kann und will: mein Glaube an solch zuverlässige Informationen ist relativ gering. Erst recht, wenn man weiß, dass die Dioxinbelastung ja schon im Frühjahr vergangenen Jahres eingetreten ist. Also diejenige, von der wir jetzt gerade erfahren haben….

Wie auch immer: Prinzipiell sind diese Infos gut und sinnvoll. Man erhält sie – wie der Name der App schon verrät – über den Barcode eines Produktes. Und damit ist dann auch schon das Meiste gesagt.

Bei Büchern mag das noch ganz prima klappen, auch bei Technik-Produkten mag das schön sein, wenn man auf diese Weise einen Preisvergleich starten kann.

Bei Lebensmitteln wird das etwas kniffliger: Wer bitte schön hat denn bislang alle Informationen, die mich zu einem Lebensmittel interessieren? Das Öko-Ranking eines Herstellers bei Greenpeace kann angezeigt werden (das kenne ich aber bislang nur aus dem Elektronikbereich).

In diesem Beitrag auf dem barcoo-Blog wird erklärt, wie das mit der Erkennung von Dioxin-Eiern funktioniert: Mit Scannen gehts in diesem Fall wohl nicht mehr, man muss den Code auf dem Hühner-Ei vielmehr von Hand eingeben. Dann wird erkannt, ob der Erzeuger zu denjenigen Betrieben gehört, die mit belastetem Futtermaterial beliefert wurden – sofern diese Informationen auch von Behördenseite noch (oder schon) aktuell sind.

Wer die Berichterstattung in den vergangenen Wochen zu diesem Thema aufmerksam verfolgt hat, der wird dazu seine eigene Meinung haben.

Mein Fazit: Der Grundgedanke ist gut, für mich ist die App allerdings nichts. Erstens habe ich keine Lust, jedes Nahrungsmittel erst einmal zu scannen (und damit meine Daten weiter zu geben: Es gibt eine Live-Suche, mit der mitgeteilt wird, nach was gerade so gesucht wird). Zweitens stehen die für mich wichtigen Infos entweder direkt auf dem Lebensmittel (Inhalts- und Zusatzstoffe) oder ich gehe nach Hause und recherchiere das erst einmal.

Und drittens halte ich mir zugute, dass ich über aktuelle Ereignisse meistens so gut informiert bin, dass ich auf andere Art Vorsorge treffen kann. In diesem Fall sind Bio-Eier das Mittel der Wahl.

Als technikaffiner Mensch (klingt doch viel schöner als Nerd, oder?) bin ich für solche Spielereien trotzdem sehr aufgeschlossen. Ideal wäre aus meiner Sicht, wenn man über Datenbanken wirklich auf detailliertere Infos zugreifen könnte: Infos über Herstellerbetriebe, Zusatzstoffe, Zertifizierung, Nachhaltigkeit etc. Und dann wäre ich wirklich froh, wenn solche Apps nicht „nach Hause telefonierten”: Die Suchbegriffe werden übermittelt und zum Beispiel in Top-Scan-Listen ausgewertet.

Positive Bewertungen im App-Store gibt es massenhaft, einer der Benutzer bringt allerdings meine Befürchtungen auf den Punkt: „Ich füttere kostenlos die Datenbank von denen und teile gleichzeitig meine Einkaufsgewohnheiten mit, die dann zusammen mit meinem Standort zu Marktforschungszwecken höchstbietend weiterverkauft werden können um mich noch gezielter mit Werbung zu belästigen”, schreibt beispielsweise Visiondpc und vergibt nur einen Stern.

Ich selbst bin mit meinen Daten gar nicht mal so zurückhaltend, aber es kommt drauf an, wer sie für welche Zwecke erhält.

Mehr als ein Lieferservice: Kommtessen.de

kommtessen.de

Einkaufen kann Spaß sein – aber auch Stress: Nicht jeder macht eine Wochenplanung und strukturiert seine Einkäufe. Und selbst wenn: Wie oft kommt etwas dazwischen, man muss doch wieder losziehen und bekommt prompt gerade das nicht, wonach man suchte – oder auch nicht in der Qualität.

Ein Lieferservice schafft hier nur bedingt Abhilfe: Er zwingt zum rechtzeitigen Planen und Bestellen. Und dann sollte möglichst auch nicht übersehen werden, dass einiges aus den Vorräten nicht ausreicht, damit man nicht doch wieder unverhofft los muss.

Kommtessen.de geht da einen ganz anderen Weg:

KommtEssen liefert alles, was Sie für fünf Gerichte á vier Personen benötigen – gesunde Zutaten und die dazugehörigen Rezepte. Mit KommtEssen werden Ihre Mahlzeiten abwechslungsreich, ausgewogen, umweltbewusst und vor allem lecker. Nur Kochen dürfen Sie noch selbst!

Man ist also für eine ganze Woche versorgt, mit Zutaten und Rezepten und die Einkäufe sind auch gleich erledigt. Und das alles für 78 Euro für eine Woche (die Wochenenden bleiben ja ausgenommen). Das macht 3,90 Euro pro Person und Tag, vorausgesetzt, die Grundzutaten (Essig, Öl etc.) sind schon im Haus.

Kein schlechtes Angebot. Und durch die Zusage, dass klimaschonende und saisonal ausgewählte Waren verwendet werden, macht die Sache fast perfekt. Auch das Versprechen:

Alle Zutaten sind ohne unnötige Zusatzstoffe – wir lesen für Sie das Kleingedruckte auf jeder Verpackung

hat für mich einen hohen Stellenwert. Die Pressestimmen und die Urteile der Kunden sind soweit sehr positiv. Aber wie das so ist mit solchen Angeboten: Man braucht ein großes Kundenpotenzial auf begrenztem Raum. Vorerst ist der Dienst nur in Hamburg verfügbar. Und nach meiner Einschätzung kommen neben weiteren Orten in der Umgebung bestenfalls noch andere Großstädte dafür in Betracht.

Aber in meinen Augen hat das Projekt eine große Zukunft: Den Einkaufsstreß abzunehmen ist eine Sache. Essen zu planen und bei der Auswahl der Lebensmittel noch besondere Maßstäbe anzulegen ist eine andere. Wenn dieser Service es versteht, Vertrauen aufzubauen und seine Versprechen so einzuhalten, dass die Kunden zufrieden sind, dann dürfte das schnell wachsen.

Denn mal ganz ehrlich: Für 78 Euro an 5 Tagen vier Leute satt zu kriegen und dabei noch regionale, saisonale und Umwelt-Aspekte zu berücksichtigen, das ist schon eine Leistung. Das haben sich die Hamburger sauber ausgedacht.

Haben sie? Nein, nicht ganz: “KommtEssen ist eine Tochter von Middagsfrid in Schweden. Middagsfrid wurde im Sommer 2007 von Kicki Theander gegründet und unterstützt mit 16 Mitarbeitern mehr als 5000 Familien.” Das Vorbild kommt also aus dem (für Hamburger sehr nahen) Schweden. Aber das schmälert meinen Respekt für das Projekt überhaupt nicht.

Schade, dass ich es hier im tiefen Süden nicht ausprobieren kann. Aber andererseits: Dauerhaft aus der Hand geben würde ich das Einkaufen vorerst auch nicht. Schon alleine, um für testschmecker.de auf dem Laufenden zu bleiben.

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Über mich

Joachim Ott (joachimott.de) ist der Testschmecker. Journalist, Fotograf und Filmemacher. Geboren in Schwaben, lebt in Baden. Ständig auf der Suche nach guten Lebensmitteln.

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